Pressemitteilungen

Dialog – Gemeinsames entdecken, Unterschiede respektieren

HÁWAR.help e.V., Dr. Gábor Lengyel, Steffi Jones, Aktion Für Flüchtlingshilfe e.V. und Dr. Margot Käßmann wurden in fünf Kategorien mit dem Deutschen Dialogpreis ausgezeichnet

Berlin, 01.Dezember 2023 – Am 30. November ehrte der Bund Deutscher Dialoginstitutionen zum sechsten Mal Personen und Vereine, die sich für den Abbau von Vorurteilen und Hass einsetzen. Der Preis wurde für Engagement im interreligiösen und interkulturellen Dialog, gesellschaftliches Engagement, den Kampf für Menschenrechte und zweimal für ein Lebenswerk vergeben. Vor Ort warben die Rednerinnen und Redner für Verständnis, Versöhnung und Respekt in einer Zeit voller Konflikte. Besonders erinnerungswürdig war die muslimisch-jüdische Freundschaft von Preisträger Rabbiner Dr. Gábor Lengyel und Laudator Erkan Koç.

Der Bund Deutscher Dialog Institutionen (BDDI) verlieh am 30. November 2023 zum sechsten Mal den Deutschen Dialogpreis an Personen und Vereine, die in der Dialogarbeit aktiv sind. Dialogarbeit bezeichnet den Versuch, Hass und Vorurteile ab- und Freundschaften aufzubauen, um ein friedliches gesellschaftliches Zusammenleben zu fördern. Die Preisträgerinnen und Preisträger wurden für ihr herausragendes Engagement in fünf unterschiedlichen Kategorien ausgezeichnet. Kadir Boyaci, Generalsekretär des BDDI, betonte in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung der Veranstaltung: „Ich bin davon überzeugt, dass es in einer Zeit voller Konflikte umso wichtiger ist, die zu ehren, die sich für Versöhnung einsetzen“, so Boyaci.

Die Veranstaltung fand im Steigenberger Hotel am Kanzleramt in Berlin statt und stand unter dem Motto „Dialog – Gemeinsames entdecken, Unterschiede respektieren“. Die Gesellschaft müsse wieder mehr ins Gespräch miteinander kommen, so der Leitgedanke. Die Preisträgerinnen und Preisträger haben das in ihrem Leben und in ihrer Arbeit auf ganz unterschiedliche Art gefördert: die ehemalige Nationalspielerin und DFB-Funktionärin Steffi Jones beispielsweise durch den Sport, der Verein HÁWAR.Help e.V. der Schwestern Düzen und Tuğba Tekkal durch ihren politischen Einsatz für Frauen im Irak, Iran und Afghanistan.

Besonders erinnerungswürdig war der Auftritt des Rabbiner Gábor Lengyel, der von seinem muslimischen Freund Erkan Koç einen Preis für seinen Einsatz im interreligiösen Dialog überreicht bekam. Koç berichtete in seiner Laudatio von einer Krebsdiagnose, nach der Lengyel enger als eigene Familienmitglieder für ihn da gewesen sei. Lengyel, der als Holocaustüberlebender 1941 im Ghetto in Budapest geboren worden war, lebt den Dialoggedanken. Es geht ihm nicht um Nächstenliebe, wie er auf der Bühne betonte, denn es sei leicht den Nächsten zu lieben, der die gleiche Herkunft, Hautfarbe oder Religion habe. Er möchte Brücken zu denen bauen, bei denen nicht direkt klar ist, dass sie die Nächsten sind.

Der Preis wurde in fünf Kategorien verliehen. Rabbiner Gábor Lengyel erhielt ihn für sein Engagement im Dialog interreligiösen & interkulturellen Dialog, der Verein HÁWAR.Help für den Einsatz für Menschenrechte. Fußballerin Steffi Jones wurde für ihr Lebenswerk im Bereich Sport & Kultur ausgezeichnet, und Pfarrerin Dr. Margot Käßmann für ihr Lebenswerk im Bereich Religion. Der Berliner Verein Aktion für Flüchtlingshilfe e.V., der sich für die Integration von Geflüchteten durch eine schnelle Integration in den Arbeitsmarkt engagiert, erhielt den Preis in der Kategorie Gesellschaft & Politik.

Pressekontakt
Forum für Interkulturellen Dialog e.V.
Nicolai Kehl
Tel.: 0176/31578836
E-Mail: kehl@fidev.org

Dialog schenkt Hoffnung

„Dialog-Menschen“,
die Grenzen und Hürden überwinden

Barbara John, Ahmad Milad Karimi, Jochen Thies und Joachim Valentin wurden in vier Kategorien mit dem BDDI-Preis ausgezeichnet |  Dialog der Kulturen und Religionen

Von Dialog nicht nur zu reden, sondern ihn zu leben – dafür wurden heute vier außergewöhnlich engagierte Menschen mit dem Deutschen Dialogpreis des BDDI ausgezeichnet. „Dialog schenkt Zukunft!“ formulierte BDDI-Generalsekretär Kadir Boyaci das Motto des Abends, durch den Fernsehmoderator Meinhard Schmidt-Degenhard führte.

Für ihr Lebenswerk wurde Prof. Dr. Barbara John, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin, Vorsitzende des Beirates des Bundeamts für Migration und Flüchtlinge, Ombudsfrau für die NSU-Opfer und ehemalige Berliner Ausländerbeauftragte ausgezeichnet. Sie stünde offen, zugänglich, eloquent, weise und hilfsbereit jedem mit Rat und Tat zur Seite, dankte Laudator Irfan Kumru vom deutsch-türkischen Schulverein Tüdesb der vielfältig engagierten CDU-Politikerin: „Jeder, der einmal mit Ihnen zu tun hatte, weiß, dass auf Sie Verlass ist!“

„Mit Witz, Charme und guten Argumenten“, kämpfe Prof. Dr. Ahmad Milad Karimi,„für ein differenziertes Bild des islamischen Glaubens“, pries der Tübinger katholische Theologe Karl-Josef Kuschel den Preisträger in der Kategorie Wissenschaft & Bildung. Als Partner im islamisch-christlichen Dialog träte Karimi mit einer unverwechselbaren Mischung aus Selbstbewusstsein und Selbstkritik auf. Der afghanisch-deutsche Religionsphilosoph habe durch seine deutschsprachige Koranübersetzung „auch nichtmuslimischen Adressaten bewusst gemacht, dass der Koran von seinem Ursprung und Selbstverständnis her weniger ein Lese- als ein Hörerlebnis sei.“

Mit seinen Worten habe auch der Preisträger in der Kategorie Literatur die Welt verändert: Dem Journalist und Schriftssteller Dr. Jochen Thiesgelänge es immer wieder, „Aspekte, die einem normalerweise ,fremd’ vorkommen, so zu erklären, dass sie einem vertraut werden“, rühmte Ercan Karakoyun, Vorsitzender der Stiftung Dialog und Bildung, den ehemaligen Redenschreiber Helmut Schmidts. Er mache „Weltreisen im Kopf und Gedankensprünge auf dem Papier“ und so überwinde er „nicht nur die Grenzen im Denken, sondern auch die vielen unsichtbaren Hürden im Dialog.“

Beim Prof. Dr. Joachim Valentin, demPreisträger in der Kategorie Interreligiöser Dialog, wurde die Preisverleihung selbst zum Inbegriff des vielfachen Dialogs: Als evangelische Pfarrerin bei einer Preisverleihung durch eine islamisch geprägte Institution die Laudatio für katholischen Theologen zu halten, sei „nach wie vor etwas Besonderes“, begann Ilona Klemens ihre Laudatio auf den Direktor des Katholischen Zentrums Haus am Dom in Frankfurt am Main. Dass sich der Dialog zwischen den Religion in den letzten Jahrzehnten verbessert habe, verdanke man Menschen, die den Dialog als Ausdruck einer Haltung verstünden, die jeder Person mit Respekt und Offenheit entgegenträte – jenseits von Glauben und Weltanschauung. Valentin sei ein solcher Dialogmensch, der „menschenfreundliche Haltung mit intellektueller Klugheit und Scharfsinn“ verbände.

Wie wichtig Dialog ist, betonte Gastgeber Kadir Boyaci in seiner Rede, der sich freute, dass der Preis nach einer ungewollten Pause von vier Jahren endlich wieder vergeben werden konnte. Die Hizmet-Bewegung habe nämlich in diesen vier Jahren die Erfahrung machen müssen, was es bedeutet, aufgrund von Überzeugungen kollektiv verfolgt zu werden. „Aber gerade deswegen ist für uns klarer denn je: Dialog schenkt Zukunft. Aber Dialog schenkt auch Hoffnung!“

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Seit 2013 vergibt der Bund Deutscher Dialog Institutionen (BDDI) den Deutschen Dialogpreis in den Kategorien Interreligiöser Dialog, Wissenschaft & Bildung, Literatur und das Lebenswerk. Damit gewürdigt werden Personen und Institutionen, die maßgeblich zum Dialog der Kulturen und Religionen beitragen. Er ist jeweils mit 500 Euro dotiert.

Bisherige PreisträgerInnen (in alphabetischer Reihenfolge)

Asfa-Wossen Asserate | Dr. Tovia Ben-Chorin | Interkultureller Rat in Deutschland e.V. | Prof. Dr. Yasemin Karasoglu | Dr. Navid Kermani | Prof.Dr.Dr.h.c. Karl-Josef Kuschel | Dr. Thomas Lemmen | Cornelia Piper | Meinhard Mordechai Tenné | Feridun Zaimoglu

Der Bund Deutscher Dialog Institutionen wurde 2013 von 15 Institutionen ins Leben gerufen, die sich in ihrer Arbeit dem gesamtgesellschaftlichen Dialog widmen. Ihre verbindende Idee: Deutschland ist ein Land der Vielfalt. Unsere Gesellschaft setzt sich aus Menschen unterschiedlichster ethnischer, kultureller und religiöser Zugehörigkeit zusammen. Diese Vielfalt braucht den aktiven Dialog, die Teilhabe und die Einbindung in der Gesellschaft. BDDI-Generalsekretär ist Kadir Boyaci.

Die Mitglieder des BDDI sind:
Forum für Interkulturellen Dialog e.V. | Forum Dialog e.V. | Gesellschaft für Dialog BW e.V. | IDIZEM e.V. | ikult e.V. | Forum Dialog Niedersachsen e.V. | Forum Dialog Hamburg e.V. | Ruhrdialog e.V. | Gesellschaft für Dialog Mannheim e.V. | Islam Akademie Franken e.V. | Leseclub e.V. | Gesellschaft für Dialog Mannheim e.V. | Ebru e.V. | Impuls Orchidee e.V. | Fontäne Bildungszentrum e.V. | dialognrw e.V.

Bund Deutscher Dialog Institutionen
Gerbermühlstraße 32
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Mail: dialogpreis@bddi.org